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Über den kreativen Kampf der IKT

Publiziert am: 2. Februar 2018 von IKT-Admin

Zur Buchvorstellung und Diskussion, Mittwoch 24. Januar 2018 in München

“Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen“ von Rafael Ziegler

Und wer in Zeiten von Zentralisierung und Großstrukturen die eigene Trinkwasserversorgung der Gemeinde oder gar den Hausbrunnen eines Einzelgehöfts erhalten will, muss sich dieser Mühe gegen „modernistische“ Trends unterziehen. Dabei kann er Unterstützung durch das Netzwerk IKT, die „Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung“, erhalten. Dort schlossen sich schon 1986 Initiativen zusammen, die sich für die landwirtschaftliche Sanierung nitratbelasteter Brunnen einsetzten, das Hafenlohrtal vor einer Talsperre retten wollten und sich gegen den Umstieg auf Fernwasser wehrten.

Der Philosoph und Wissenschaftler Rafael Ziegler stellt in seinem Buch “Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen“ die IKT vor, die er im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes CrESSI zu „Sozialen Innovationen“ an der Universität Greifswald untersucht hatte.

In seinem anschaulichen Erfahrungsbericht über die IKT lässt er die Leser am kreativen Kampf der IKT-Mitglieder um das eigene Wasser bzw. die dezentrale Abwasserentsorgung teilhaben. Er hebt aktive Köpfe hervor wie den IKT-Vorsitzenden Sebastian Schönauer oder den Bürgermeister Martin aus Junkersdorf, der bereit war für seine „Schwarzarbeit“ an der Pflanzenkläranlage ins Gefängnis zu gehen. Oder Gunter Zepter, das für seine genauen und sparsamen Kalkulationen bekannt ist, und Janos Soós-Schupfner, der mit seinem Baumhaus-Hotel für Komposttoiletten wirbt. Ralf Ziegler deckt Motivationen und Widerstände auf und zeigt, wie dieser Kampf der Bürger zu alternativen Lösungen führt und zu selbstbestimmter Auseinandersetzung mit der Kommunalpolitik – zu „republikanischer Freiheit“.

Im „münchner zukunftssalon“ des oekom-Verlages wurde am 24. Januar 2018 das Buch einem Kreis von interessierter Fachleute und Aktiven aus dem Bereich Wasserschutz auf Einladung des BUND Naturschutz und der IKT vorgestellt. In der Runde wurde außerdem der Wert einer eigenen Trinkwasserversorgung und die Bedeutung des Trinkwassers als Lebensmittel hervorgehoben. Christiane Hansen von der Wasserallianz München hob München als „Blue Community“ hervor, die sich für Wasser als Menschenrecht einsetzt und dafür wirbt, unser gut kontrolliertes Leitungswasser als Trinkwasser zu nutzen. Das war auch das Anliegen Knut Höllein, ehemals Hauptabteilungsleiter der Münchner Wasserversorgung, der den Slogan „Hängen Sie noch an der Flasche?“ für die Abhängigkeit von Mineralwasser kreierte. Christa Hecht von der Allianz öffentlicher Wasserwirtschaft (AÖW) betonte, dass die Wasserversorgung in öffentlicher Hand bleiben muss. Arwen Caldwell, die in München ebenfalls zu „sozialen Innovationen“ forscht, weitete den Blick auf ähnliche Diskussionen bei der Energieversorgung aus. Günter Krell und Christian Hierneis vom BUND Naturschutz hoben den Gewässer- und Grundwasserschutz hervor, der eine Wende in der Agrarpolitik verlangt, um das Trinkwasser vor Überdüngung und Pestiziden zu schützen.

Leseprobe des oekom-Verlags: https://www.oekom.de/fileadmin/buecher/PDF_Leseprobe/9783962380274_Deckblatt_Leseprobe.pdf.