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Archive for Februar, 2018

Rezension von Christa Hecht, AÖW

Publiziert am: 11. Februar 2018 von IKT-Admin

Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen

Der flächendeckende Gewässerschutz , die Erhaltung der eigenen Brunnen und kommunalen Versorgungen, der Kampf gegen Fernwasseranschlüsse und für Pflanzenkläranlagen, die Probleme selbst vor Ort lösen, das ist das Credo der Interessengemeinschaft Kommunaler Trinkwasserversorgung in Bayern – kurz IKT genannt. Rafael Ziegler, Philosoph und Universitätsprofessor beschreibt in seinem soeben erschienen Büchlein wie er 2015 für die Recherche zu einem europaweiten Forschungsprojekt (CrESSI – Creating Economic Space for Social Innovation, Nr. 613261) ins Hafenlohrtal im Spessart gekommen ist und sich für ihn eine neue Welt von bürgerschaftlichem Engagement und sozialen Bewegungen im Umgang mit dem Gemeingut Wasser aufgetan hat. Anhand von Fallstudien wird die Geschichte des mittlerweile über 30-jährigen Netzwerkes IKT aufgefächert. Die reicht vom Kampf im Hafenlohrtal gegen eine Talsperre und für den Erhalt einer gewachsenen Kulturlandschaft als Heimat, über die Zusammenarbeit der IKT mit der Stadt und den Stadtwerken Würzburg und der Entwicklung eines ökologisch ausgerichteten Managements in Wassereinzugsgebieten mit Dünge- und Humusbilanzen bis hin zu Beispielen für  Wirtschaftlichkeitsüberprüfungen von Planungen für kostspielige Kanalisationen und Kläranlagen, bis zum Betrieb von Pflanzenkläranlagen in eigener Verantwortung der Anwohner und bis zu Humustoiletten.

Ortsnamen wie Pottenstein, Margethöchheim, Rabelsdorf, Steinernkreuz finden sich schon im Inhaltsverzeichnis. Auf einer Landkarte ist die bayernweite Verteilung der IKT-Initiativen mit 197 Stellen zu finden. Anschaulich und erfrischend lebendig werden die Kämpfe, die Hintergründe und die Entwicklungen dieser Bewegungen herausgearbeitet. Die handelnden Personen Sebastian Schönauer, Vorsitzender von Beginn an, Brigitte Muth von Hinten, Hermann Hugel, Jano und Judith Soos-Schupfner, Gunter Zepter, Marion Geyer – um nur einige zu nennen – werden in ihren Rollen und mit ihren Beweggründen charakterisiert. Der Werdegang eines Mitbegründers vom Sprecher einer örtlichen Initiative über Gemeinderat, Bürgermeister bis zum heutigen Landrat wird veranschaulicht. Mit den Beispielen hat das Buch unschätzbaren dokumentarischen Wert und setzt den Menschen in diesem Netzwerk ein bleibendes Denkmal.

Als Wissenschaftler gelingt es Ziegler jedoch auch, die Kämpfe der „bayerischen Sturköpfe“ in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Die Studie, die der Anlass für die Exkursionen in Deutschlands Süden war, beschäftigte sich mit sozialen Bewegungen und Innovation. Die Theorien dahinter und die Forschung werden vom Autor sehr verständlich eingebunden. Geologie, Naturwissenschaft und die Geschichte der wissenschaftlich-technischen Entwicklung, mit Schlenks zu den Römern und nach China, werden in der für ein ganzheitliches Verständnis des Umganges mit Wasser gebotenen Tiefe gestreift.

Das Streben der Akteure in der IKT nach Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Problemlösungskompetenz und Wissensvermehrung hat seine Wurzeln in Traditionsbewusstsein, Heimat- und Naturverbundenheit, das wird im Buch deutlich. Mit den immer wieder in den Auseinandersetzungen formulierten Alternativen zu vermeintlich zementierten Machtverhältnissen in Technik, Wirtschaft, Kultur und Umwelt gelingt der Übergang zur Modernität, ja zu demokratischem oder emanzipatorischem Experimentalismus wie Ziegler weiter folgert. Er zeigt im Schlussteil allerdings auch auf, dass Gefahren drohen, wenn es nicht gelingt, neue Akteure heranzuziehen und er macht Vorschläge wie von staatlicher Seite soziale Innovationen gefördert werden könnten.

Ein rundum gelungenes Werk über einen wichtigen Teil der Wasserpolitik in Bayern, über bürgerschaftliches Engagement in Bayern, über Bayern! Bezogen auf Artikel 141 der Bayerischen Verfassung „Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen“ betont die IKT seit ihrer Gründung, dass sie das „Recht der Enkel auf eine gesunde und eigene Trinkwasserversorgung“ erhalten will. Ich hoffe, dass ihr das auch künftig gelingt.

Allen, die sich mit kommunaler Selbstverwaltung, mit sozialen Bewegungen und Wasser beschäftigen, möchte ich diese Lektüre wärmstens empfehlen.

Christa Hecht

Geschäftsführerin Allianz der öffentlichen Wasserwirtschaft e.V.

 

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Rafael Ziegler:
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen

Innovation aus Bürgerhand für eine demokratische-ökologische Wasserwirtschaft

136 Seiten, 19,00 Euro
oekom verlag, München
ISBN 978-3 96238-027-4

https://www.oekom.de/nc/buecher/neuerscheinungen/buch/wer-zur-quelle-will-muss-gegen-den-strom-schwimmen.html

 

Über den kreativen Kampf der IKT

Publiziert am: 2. Februar 2018 von IKT-Admin

Zur Buchvorstellung und Diskussion, Mittwoch 24. Januar 2018 in München

“Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen“ von Rafael Ziegler

Und wer in Zeiten von Zentralisierung und Großstrukturen die eigene Trinkwasserversorgung der Gemeinde oder gar den Hausbrunnen eines Einzelgehöfts erhalten will, muss sich dieser Mühe gegen „modernistische“ Trends unterziehen. Dabei kann er Unterstützung durch das Netzwerk IKT, die „Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung“, erhalten. Dort schlossen sich schon 1986 Initiativen zusammen, die sich für die landwirtschaftliche Sanierung nitratbelasteter Brunnen einsetzten, das Hafenlohrtal vor einer Talsperre retten wollten und sich gegen den Umstieg auf Fernwasser wehrten.

Der Philosoph und Wissenschaftler Rafael Ziegler stellt in seinem Buch “Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen“ die IKT vor, die er im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes CrESSI zu „Sozialen Innovationen“ an der Universität Greifswald untersucht hatte.

In seinem anschaulichen Erfahrungsbericht über die IKT lässt er die Leser am kreativen Kampf der IKT-Mitglieder um das eigene Wasser bzw. die dezentrale Abwasserentsorgung teilhaben. Er hebt aktive Köpfe hervor wie den IKT-Vorsitzenden Sebastian Schönauer oder den Bürgermeister Martin aus Junkersdorf, der bereit war für seine „Schwarzarbeit“ an der Pflanzenkläranlage ins Gefängnis zu gehen. Oder Gunter Zepter, das für seine genauen und sparsamen Kalkulationen bekannt ist, und Janos Soós-Schupfner, der mit seinem Baumhaus-Hotel für Komposttoiletten wirbt. Ralf Ziegler deckt Motivationen und Widerstände auf und zeigt, wie dieser Kampf der Bürger zu alternativen Lösungen führt und zu selbstbestimmter Auseinandersetzung mit der Kommunalpolitik – zu „republikanischer Freiheit“.

Im „münchner zukunftssalon“ des oekom-Verlages wurde am 24. Januar 2018 das Buch einem Kreis von interessierter Fachleute und Aktiven aus dem Bereich Wasserschutz auf Einladung des BUND Naturschutz und der IKT vorgestellt. In der Runde wurde außerdem der Wert einer eigenen Trinkwasserversorgung und die Bedeutung des Trinkwassers als Lebensmittel hervorgehoben. Christiane Hansen von der Wasserallianz München hob München als „Blue Community“ hervor, die sich für Wasser als Menschenrecht einsetzt und dafür wirbt, unser gut kontrolliertes Leitungswasser als Trinkwasser zu nutzen. Das war auch das Anliegen Knut Höllein, ehemals Hauptabteilungsleiter der Münchner Wasserversorgung, der den Slogan „Hängen Sie noch an der Flasche?“ für die Abhängigkeit von Mineralwasser kreierte. Christa Hecht von der Allianz öffentlicher Wasserwirtschaft (AÖW) betonte, dass die Wasserversorgung in öffentlicher Hand bleiben muss. Arwen Caldwell, die in München ebenfalls zu „sozialen Innovationen“ forscht, weitete den Blick auf ähnliche Diskussionen bei der Energieversorgung aus. Günter Krell und Christian Hierneis vom BUND Naturschutz hoben den Gewässer- und Grundwasserschutz hervor, der eine Wende in der Agrarpolitik verlangt, um das Trinkwasser vor Überdüngung und Pestiziden zu schützen.

Leseprobe des oekom-Verlags: https://www.oekom.de/fileadmin/buecher/PDF_Leseprobe/9783962380274_Deckblatt_Leseprobe.pdf.

Gesetzesvorlage zu Funkwasseruhren

Publiziert am: 2. Februar 2018 von IKT-Admin

Im bayrischen Landtag hat die CSU ein Gesetz zu Funkwasseruhren eingebracht. Der Änderungsantrag der SPD klingt gut, es soll jederzeit ein Widerspruchsrecht geben. Der Änderungsantrag der CSU will eine Ausschlussfrist beim Widerspruchsrecht von gerade mal 2 Wochen!!!, sowie einen Bestandsschutz für Funkwasserzähler auch bei Besitzer und Eigentumswechsel!!!

Änderungsantrag der SPD-Fraktion vom 26.01.18:

https://www.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP17/Drucksachen/Basisdrucksachen/0000013500/0000013866.pdf

Änderungsantrag der CSU-Fraktion vom 31.01.18 (Achtung: es soll eine Ausschlussfrist geben!!! Man hat zwar das Problem Eigentümer-Besitzer, also Vermieter-Mieter erkannt, allerdings soll ein einmal eingebauter Zähler für immer Bestand haben!!! auch bei Eigentümer und Besitzerwechsel):

https://www.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP17/Drucksachen/Basisdrucksachen/0000013500/0000013922.pdf

Änderungsanträge von den Freien Wählern und Grünen stehen bisher nicht online.

Hier handelt es sich um hoheitliches Handeln gegenüber den Bürger*innen, daher dürfte der richtige Ansprechpartner der Landesbeauftragte für den Datenschutz, Prof. DR. Thomas Petri, BayLfD sein, denn dort heißt es:

Willkommen, Datenschutz ist ein Grundrecht, das Ihre Privatsphäre schützt. Es ermöglicht Ihnen, über die Erhebung und Verwendung Ihrer personenbezogenen Daten grundsätzlich selbst zu entscheiden. Damit ist Datenschutz auch eine wichtige Voraussetzung für einen freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaat. Ihre Datenschutzrechte gegenüber der bayerischen öffentlichen Verwaltung zu wahren, ist mein Auftrag. „

https://www.datenschutz-bayern.de/vorstell/petri.html, siehe auch Aufgaben und Tätigkeiten des BayLDA