( Pressemitteilung BUND Naturschutz Würzburg, 17.09.2019 ) In der Region um Würzburg nehmen die Auswirkungen der Klimakrise immer mehr katastrophale Züge an. „Bäume vertrocknen, Bäche führen kaum noch Wasser und die Grundwasserstände sind besorgniserregend niedrig“, fasst Armin Amrehn, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Würzburg die kritische Situation zusammen. Verantwortung hierfür tragen wir alle, denn die Klimakrise ist menschengemacht. „Doch die „Wasseraustriebspolitik“ der vergangenen Jahrzehnte leistet dem Wassermangel Vorschub und wird jetzt zum Bumerang“, so Steffen Jodl, Geschäftsführer der Kreisgruppe. Viele Äcker sind drainiert und das Wasser wird über Gräben und meist begradigte und verbaute Bäche aus der Landschaft abgeleitet. Zudem trägt eine wenig boden- und grundwasserschonende Landwirtschaft sowie die anhaltende Flächenversiegelung dazu bei, dass die Grundwasserneubildung zurückgeht. Der BUND Naturschutz fordert daher von der Politik und den Behörden, dem Grundwasserschutz die höchste Priorität einzuräumen und entsprechend zu handeln.
Die Region Mainfranken leidet, wie keine andere Region Bayerns, unter niedrigen Niederschlägen von rund 600 mm im langjährigen Mittel. Bedingt durch die menschengemachte Klimakrise nahmen diese in den vergangenen Jahren deutlich ab. So fielen in 2003 nur rund 410 mm, 2015 448 mm, 2018 432 mm Jahresniederschlag. Im Jahr 2019 setzt sich diese Entwicklung mit 306 mm Niederschlag bis heute fort. Dies hat Konsequenzen: Die Grundwassermessstellen zeigen niedrige bis sehr niedrige Werte an, Bäche wie die Pleichach oder der Heigelsbach vertrocknen und viele Bäume sterben ab.
Es ist daher zwingend nötig, den Klimawandel zu stoppen!
Zudem muss aber auch eine Politik verfolgt werden, die das Niederschlagswasser in der Fläche hält:
- Die Drainage von Äckern und die Ausleitung des Wassers aus der Fläche ist zu stoppen.
- Fließgewässer müssen durchgehend renaturiert werden. Der Stadt Würzburg liegt seit Jahren ein Gewässerentwicklungskonzept vor, das nun endlich umgesetzt werden muss.
- Die Landwirtschaft muss wieder mit dem Boden arbeiten und den Humusanteil erhöhen. Schwere Maschinen, Kunstdünger und Spritzmittel haben zu einer Bodenverdichtung und Verarmung der Bodenlebewesen geführt. Das Porenvolumen ist stark zurückgegangen mit der Konsequenz, dass gerade Starkniederschläge oberflächig abfließen und den Boden zum Teil bis in die Wohngebiete spülen (wie im Mai 2016 im südlichen Landkreis Würzburg).
- Die Versiegelung der Landschaft ist deutlich zurückzufahren. Gerade die Erschließung von Bauflächen in Wasserschutzgebieten, wie bei Waldbüttelbrunn (Gewerbegebiet Kiesäcker), ist kontraproduktiv, da Niederschlagswasser von Straßen und Plätzen dann zur Vermeidung eines Schadstoffeintrages ins Grundwasser nicht versickert werden darf.
- Der BUND Naturschutz sieht auch für den Gemüseanbau zwischen Würzburg und Schweinfurt in der heutigen Form keine Zukunft. Hier werden alleine im Landkreis Würzburg jährlich mindestens 650.000 Kubikmeter Grundwasser – zum Teil in Überkopfbewässerung – auf den Flächen ausgebracht. Die Grundwasserentnahme dürfte hier schon längst über der Grundwasserneubildungsrate liegen, da zum Beispiel im Jahr 2010 Entnahmen von insgesamt 105.000 Kubikmeter Grundwasser genehmigt wurden, was schon damals der vom Wasserwirtschaftsamt angegebenen gesamten Grundwasserneubildungsrate von 300 Kubikmeter je Hektar entsprach. Diese Grundwasserentnahmen müssen dringend gestoppt werden.
BN-Pressemitteilung Wasseraustriebspolitik wird zum Bumerang
Für Rückfragen:
Steffen Jodl
Diplom-Biologe
Geschäftsführer
Tel. 0931/43972
E-Mail: steffen.jodl@bn-wuerzburg.de
Neueste Kommentare